Die Duzfreundin des Führers
Weil sie ihre Haltestelle verpasste und kein Geld dabei hatte, um dem Trambahnschaffner die zusätzliche Fahrkarte zu zahlen, lernte sie im Jahr 1920 Adolf Hitler kennen. Dessen Begleiter Anton Drexler, Gründer der DAP, legte für Eleonore Baur das Fahrgeld aus. Durch dieses Erlebnis wurde „Schwester Pia“, wie die Krankenschwester genannt wurde, glühende Anhängerin der „Bewegung“: Sie klebte Plakate, verteilte Flugblätter, nahm an Versammlungen, Saalschlachten und Straßenkämpfen teil. Auch beim „Marsch auf die Feldherrnhalle“ im Jahr 1923 war sie dabei. Sie sei „in vierter Reihe marschiert“, sagte sie später aus, und habe sogar Hitlers Verletzung versorgt. Wie alle „Alten Kameraden“, die am Hitlerputsch teilgenommen hatten, erhielt auch Eleonore Baur den „Blutorden“ – als einzige Frau. „Schwester Pia“kümmerte sie sich ab 1934 auf eigenen Wunsch um die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachaus: Für die einen war sie dort der „rettende Engel“, für die anderen der „Teufel“.
Fest steht, dass sie eine steile rechte Karriere machte und dass sie, trotz ihrer Einstufung als Hauptschuldige, nach dem Krieg ihren Besitz behielt und eine Pension bezog. Eleonore Baur gehörte zu den Mitmachern, Tätern und Profiteuren, denen sich das von Marita Krauss herausgegebene Buch „Rechte Karrieren. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre“ widmet.