PI: Habitat – Das Olympische Dorf in München
Es ist leicht, sich in Haidhausen zu verlieben, das Herz ans Glockenbachviertel zu verlieren oder in den Schönheiten Schwabings zu schwelgen. Ganz anders verhält es sich mit dem Münchner Olympiadorf: Trotz – oder sogar wegen – seines historischen Hintergrunds gleicht es eher einem verborgenen Schatz. Es scheint, als möchte es ein Geheimtipp bleiben und sich nur jenen offenbaren, die sich die Mühe machen, hinter seine (Waschbeton-)Fassaden zu blicken. Für seine Bewohner, die eingeschworenen „Olympianer“, aber ist das Olympiadorf das lebens- und liebenswerteste Viertel der Stadt.
Die für die Olympischen Spiele von 1972 erbauten Sportlerunterkünfte sollten über die Olympiade hinaus als Wohnanlage nutzbar sein, in der sich zeitgemäße Formen des Wohnungs- und Städtebaus darstellen: eine Realität gewordene Utopie, ein Wohngebiet mitten im Grünen, aber nicht weit vom Stadtkern entfernt, mit allen Einrichtungen für rund 10.000 Bewohner. Drei nach Südwesten ausgreifende Wohnarme treffen sich am Dorfzentrum. Die Wege der Fußgänger und des Autoverkehrs sind auf zwei verschiedenen Ebenen konsequent voneinander getrennt.
Anne Berwanger, Nick Frank und Christian Vogel porträtieren das Olympiadorf und seine Bewohner. Uli Walter (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) erläutert in seinem architekturhistorischen Aufsatz die „Utopia München 1972“. Mit diesem eindrucksvollen Bildband ist es gelungen, in Fotografie und Text einzufangen, was das Olympiadorf nach Ansicht seiner Bewohner ausmacht: ein außergewöhnliches Lebensgefühl, das aus einer außergewöhnlichen Architektur erwächst.