PI: Bier ist der Wein dieses Landes
Das Bayerische Reinheitsgebot feiert 2016 seinen 500. Geburtstag. Das Jüdische Museum München nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, Geschichte und Gegenwart des Biers in der jüdischen Tradition und Kultur zu beleuchten. Bereits im alten Ägypten war Bier ein Volksgetränk und dort lernten es auch die Israeliten kennen. Für sie stellte sich jedoch die Frage, ob Bier koscher sein muss und ob es wie Wein bei rituellen Handlungen zum Einsatz kommen kann. Wenn Bier statt Wein das Hauptgetränk ist, dann, so legt der Talmud fest, „ist das Bier der Wein dieses Landes“ und darf verwendet werden.
Jüdische Brauherren in München und Umgebung haben die Geschichte des bayerischen Biers maßgeblich geprägt. Die Freiherren von Hirsch bauten 1836 in Planegg eine der ersten industriell ausgestatteten Brauereien Bayerns. In München gründete 1895 Josef Schülein die Unionsbrauerei Schülein & Cie, die rasch zur zweitgrößten Brauerei Münchens wurde und 1921 mit der Löwenbräu AG fusionierte. Unter Hermann Schülein als Generaldirektor wurde Löwenbräu zur bedeutendsten exportorientierten Brauerei Münchens. Nach seinem von den Nationalsozialisten erzwungenen Rücktritt emigrierte er in die USA, wo er die Liebmann Brewery in New York mit ihrer Marke „Rheingold“ zu einer der größten Brauereien der USA machte.
Die Facetten der jüdischen und bayerischen Biergeschichte sind vielseitig: Bis heute hat sich in einigen Regionen Bayerns das Hexagramm als Bierausschankzeichen, in der Oberpfalz „Zoigl“ genannt, erhalten. Als altes Zunftzeichen der Brauer ist es wohl ebenso wie der Davidstern auf seine ursprüngliche Funktion als Abwehrzeichen gegen Dämonen und als Schutz vor Feuer zurückzuführen. Auch der Hopfenhandel in Süddeutschland war über lange Zeit von jüdischen Händlern geprägt und in München war das Bierkrugveredelungsgewerbe, also die Bemalung von Krügen sowie die Herstellung und Montage der Zinndeckel, fest in jüdischer Hand. Auch die Bierkultur im heutigen Israel, die stark von der deutschen Brautradition geprägt ist und andererseits durch eine junge und vielfältige Craftbeer-Szene überrascht, wird in diesem Buch vorgestellt.