Im Zentrum der Grausamkeiten
Jürgen Hanreich berichtet als ehemaliger Vorsitzender des Münchner Schwurgerichts über den bewegenden Münchner Malloth-Prozess in seinem Buch „Das späte Urteil“ und klagt in einem Atemzug sowohl die Vorgehensweise der bundesdeutschen Justiz gegenüber NS-Verbrechern als auch das System an, in dem er jahrelang als Richter gedient hat. „Ein wichtiges Buch für die Bundesrepublik Deutschland und ihre Justiz“, schreibt Karl Forster in der Süddeutschen Zeitung am 05. März 2019. „Weil er mit dem Malloth-Verfahren ins Zentrum der Grausamkeiten des NS-Regimes vorgedrungen war, nahm er sich vor, dieses Buch zu schreiben. (…) Es ist der vielleicht bewegendste Teil von Hanreichs Buch, wie er ins heutige Tschechien reiste, um Zeugen dazu zu bringen, (…) im Prozess gegen Malloth auszusagen.“ In nüchterner, aber deswegen umso beeindruckender Sprache zeigt Hanreich, warum die deutsche Justiz sich nicht in der Lage sah und auch nicht willens war, in der Nachkriegszeit NS-Tätern verstärkt den Prozess zu machen.
Süddeutsche Zeitung, 5. März 2019