Paula_Stadtfuehrer_Cover_12webFeldherrnhalle

Es war klar, dass bei dieser Station vor allem meinem Freund Luca ganz warm ums Herz wurde. Denn wenn Ihr den Odeonsplatz bequem mit der U3, U4, U5 oder U6 erreicht habt, wird es richtig italienisch. Dann steht Ihr nämlich schon fast direkt vor der eindrucksvollen Feldherrnhalle, die in der Zeit zwischen 1841 bis 1844 erbaut wurde. Ihr „Zwilling“ ist in Florenz zu finden. König Ludwig I. hatte sich dort von der „Loggia dei Lanzi“ beeindrucken lassen und wollte ebenfalls eine offene Arkadenhalle für „sein München“ haben. Mit der Feldherrnhalle sollte seiner bayerischen Armee und den Feldherren ein großes Denkmal gesetzt werden. Die riesigen Standbilder aus Bronze stellen Graf Tilly und Fürst Wrede dar, die beide im bayerischen Militär eine wichtige Rolle spielten. Sie wurden von Ferdinand von Miller aus erbeuteten Kanonen gegossen. Auch das Armeedenkmal an der Rückwand der Feldherrnhalle, das den Gefallenen im deutsch-französischen Krieg gewidmet ist, wurde von ihm hergestellt. Es zeigt einen Feldherrn, die bayerische Bavaria mit Palmzweig und … hurra, wieder einen Löwen!
Noch zwei Löwen, die man eigentlich gar nicht übersehen kann, stehen an der Treppe. Die beiden mächtigen Statuen bestehen aus italienischem Marmor und wurden im Jahr 1906 aufgestellt.

Löwe-FeldherrnhalleJetzt hob Luca die Hand: „Ich weiß, dass das gar nicht zwei bayerische Löwen sind!“
„Woher willst du das wissen?“
Lucas Grinsen reichte von München bis nach Rom: „Weil einer das Maul offen hat und der andere nicht. Deshalb ist der mit dem offenen Maul der preußische Löwe, weil die aus Norddeutschland immer so viel reden …!“

Luca spricht hier von einer Geschichte, die man sich wirklich in München erzählt. Aber es gibt noch eine andere Erklärung: Der Löwe mit dem offenen Maul blickt Richtung Residenz, der andere zur Theatinerkirche. Denn früher galt: Gegen das Königshaus oder die bayerische Regierung darf man schimpfen, aber nicht gegen die katholische Kirche. Hier muss also sogar der mächtige Löwe die Klappe halten! Manchmal wird es aber auch richtig schön laut auf dem Odeonsplatz und das gefällt sicher auch den Löwen. Seit dem Jahr 2000 finden jährlich im Juli zwei Klassikkonzerte vor der Feldherrnhalle statt. Dann werden in 152 Reihen insgesamt 8.000 Stühle aufgestellt und 16.000 Ohren können ein ganz besonderes Konzert an einem ganz besonderen Ort erleben. Und damit auch alle etwas hören, werden 96 Mikrofone, 88 Lautsprecher und 62 Verstärker eingesetzt.

„Da hört auch das Mäuschen im U-Bahn-Schacht noch mit“, sagte Luca.

Mein Freund war inzwischen die Treppen zwischen den beiden Löwen hinaufgestiegen und zeigte in die Ferne, die prächtige Ludwigstraße entlang.

„Ich sehe aber noch mehr Löwen, Paula!“

Löwe-ResidenzUnd tatsächlich, jetzt sah ich es auch – das prächtige Siegestor am Ende der Ludwigstraße. Oben auf dem Tor findet man eine Quadriga, also ein Viergespann: Den Wagen lenkt die Bavaria und gezogen wird sie von vier Löwen – und genau die hatte Luca erspäht.
Es war Ludwig I. sehr wichtig, sein Heer zu ehren. Der Blick von der Feldherrnhalle hin zum Siegestor lässt uns heute noch die Prachtstraße erkennen, die er dabei im Sinn hatte. Auch für das Siegestor ließ er sich 1840 vom Architekten Friedrich von Gärtner die Pläne fertigen. Ludwig I. hatte wohl den Konstantinbogen in Rom vor Augen, als er seine Wünsche äußerte. Auf der Nordseite des Siegestors ist zu lesen: „Dem bayerischen Heere“. Die Südseite dagegen erinnert an die schlimme Zeit des Zweiten Weltkriegs, als München fast komplett zerstört wurde. Auch das Siegestor wurde schwer beschädigt und dann viel schlichter wieder aufgebaut. Es soll dadurch symbolisch an den Krieg erinnern, der nur Leid und Zerstörung bringt, und zeigen, wie wichtig Frieden ist. Genau das besagt auch die Inschrift auf der Südseite: „Dem Sieg geweiht, im Krieg zerstört, zum Frieden mahnend“. Direkt hinter dem Siegestor beginnt die bekannte Münchner Leopoldstraße, auf der man flanieren und in einem der vielen Cafés sitzen kann.
Doch Luca hatte wohl das Löwenfieber gepackt, denn schon nahm er meine Hand und zog mich mit leuchtenden Augen und unter Löwengebrüll weiter.

„Komm Paula, und jetzt suchen wir das Glück!“

Was er damit wohl wieder meint?