Münchner Geschichte(n) 8/2010: Klischeefreie Stadtansichten

Die wohl älteste existierende Darstellung Münchens stammt aus dem Jahr 1493. Der Holzschnitt von Hartmann Schedel zeigt auch die Frauenkirche, jedoch noch ohne ihre Kuppeln (Foto: akg images).

Liebe Leserin, lieber Leser,

„I love observing Münchners and Bavarians engage with what they see as their own traditions (Oktoberfest, Lederhosen, etc.), but, in truth, I’m quite sceptical about the whole thing. In short, Bavarian identity is a state construct, which as a historian, I find fascinating“, so der britische Historiker und Journalist Paul Wheatley. Dabei ist es gerade für die zahlreichen Touristen, die Jahr für Jahr nach München strömen, aufgrund der kurzen Zeit kaum möglich, hinter diese Fassade aus Klischees zu blicken.

Nachkriegs-München
München wurde durch alliierte Luftangriffe schwer beschädigt, sodass nach Kriegsende die Bevölkerung ihre Einkäufe auch zwischen den Ruinen erledigte. Im Hintergrund sieht man das Neue Rathaus (Foto: SZ Photo).

Paul Wheatley stammt aus dem nordenglischen Middlesbrough, lebt bereits seit einigen Jahren mit seiner Familie in München. Für ihn ist München eine „city of contradictions “, die altbekannten München-Klischees nur eine Facette der Landeshauptstadt. Auch die Münchner selbst scheinen voller Gegensätze zu sein: „At first, people are very closed, don’t smile a lot or say ‚hello‘ or engage in causal conversation as is usual in the UK, US and Australia, for example. But once you get to know people in the city, they are open, helpful and remain friends for a very long time.“

Jakobsplatz
Der Jakobsplatz mit der 2006 geweihten Hauptsynagoge Ohel Jakob (hebräisch für „Zelt Jakobs“) ist das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde von München und Oberbayern.

Der schönste Ort Münchens liegt für Paul Wheatley vor dem Stadtmuseum: „I find St.-Jacobs-Platz both stimulating and at the same time relaxing. The new Jewish centre, including the thought-provoking synagogue and the welcoming cafe and museum, and the half-kitschy and half-modern Stadtmuseum reveal a lot about how modern Munich sees itself. I very much enjoy sitting outside the Stadtmuseum with a coffee and a good book.“ Und was er hier am meisten vermisst? Kaum zu glauben: „British humour and ‚good old fashioned‘ British food“.

BMW-Welt
Das Gebäude der BMW Welt, das 2007 eingeweiht wurde, zeichnet sich durch sein innovatives Design aus und ist damit auch ein Zeichen für ein modernes Münchner Erscheinungsbild (Foto: BMW).

Die Geschichte Münchens klischeefrei einem englischsprachigen Publikum nahezubringen, ist schon lange ein Wunsch des Autors. Vergangenheit und Gegenwart Münchens – von der Gründung durch Heinrich den Löwen bis zum FC Bayern – finden sich in seinem Buch „Munich. From Monks to Modernity“ wieder.