Bayerische Geschichten 27/2020: Generationenwechsel bei den Turmschreibern

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Schriftstellervereinigung „Münchner Turmschreiber“ ist etwas Besonderes im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Seit mehr als einem halben Jahrhundert finden sich hier die besten Autoren, Journalisten, Historiker, Kunst- und Kulturschaffenden aus ganz Bayern zusammen und füllen mit den Höhepunkten ihres Schaffens ein ebenso vielfältiges wie geistreiches Lesebuch, ihr jährlich erscheinendes „Bayerisches Hausbuch“. Jedes Mitglied der Turmschreiber hat seinen ganz eigenen Blick auf Bayern und die Welt, auf Vergangenes und Zukünftiges. Die neueste Ausgabe wartet außerdem mit einem ansehnlichen Bonus auf: Es wird mit feinem, augenzwinkerndem Pinselstrich dem „Wolpertinger in der Kunst“ nachgespürt.

Der erste der Neuzugänge: Jaromir Konecny ist Dr. der Chemie, Dozent für Künstliche Intelligenz und nebenbei ein Bühnenliterat erster Güte.

Benannt sind die berühmten „Turmschreiber“ nach dem linken Turm des Münchner Isartors, der das Valentin-Karlstadt-Musäum und ein außergewöhnliches Café beherbergt: Dort oben, im achteckigen Turmstüberl, das selbst ein halbes Museum ist, wurde die Schriftstellervereinigung gegründet. Sage und schreibe 61 Jahre ist das nun her. Weshalb die Turmschreiberinnen und Turmschreiber zu Recht befanden, dass es an der Zeit sei, ihrer illustren Truppe eine Frischzellenkur zu verpassen. Der Generationenwechsel wurde vor fünf Jahren angestoßen und dank des großen Engagements aller Beteiligten kann man heute konstatieren: Er ist auf ganzer Linie geglückt – neuer Auftritt als literarische Gruppe, neue Gestaltung des jährlich erscheinenden Gemeinschaftsprojekts „Bayerisches Hausbuch“ und vor allem viele neue Köpfe begnadeter Kunst- und Kulturschaffender.

 

Mit den jüngsten Neuzugängen sind drei wahre Multitalente, allesamt

Jörg Maurer schreibt Alpenkrimis mit Witz und Kraft, beherrscht aber ebenso die feine Kunst des Musikkabaretts.

mehrfach preisgekrönt, in die Reihen der Turmschreiber berufen worden: Moses Wolff ist Autor („Monaco“-Krimis), Schauspieler („Dahoam is Dahoam“) und Komiker. Jörg Maurer, vor allem bekannt durch seine Alpenkrimis um Kommissar Jennerwein, hat sich als Begründer des kultur-satirischen Musikkabaretts den Status einer lebenden Legende gesichert. Und Jaromir Konecny, Dr. der Chemie und Dozent für Künstliche Intelligenz, wertet die Wissenschaft als freier Schriftsteller, Poetry Slammer und Ausnahme-Bühnenliterat zu höchster Unterhaltungskunst auf.

 

Moses Wolff ist ein Unikum, das seine unzählbaren Talente am liebsten vor Publikum auslebt, sei es bei der kultigen „Schwabinger Schaumschläger Show“, mit Soloprogrammen oder vor der Kamera.

Jede Turmschreiberin und jeder Turmschreiber beteiligt sich mit einem individuellen Kapitel am „Bayerischen Hausbuch“. Ein Garant für einmalige Vielfalt, von fein gestrickter Lyrik bis hin zum schwarzhumorigen Bühnensketch ist alles vertreten – das ganze literarische Leben Bayerns zum Nachlesen in einem Buch. Dieses Jahr gibt es neben dem gewohnten Lesegenuss noch zwei Bonuskapitel: In einem Gemeinschaftsprojekt wird der 200. Geburtstag der berühmt-berüchtigten Lola Montez gewürdigt, während eine farbige Bildstrecke Werke der beiden Turmschreiber-Künstler Franz Eder und Klaus Eberlein präsentiert. Märchenhafte Terrakotta-Arbeiten stehen neben den besten Beispielen des „Wolpertinger in der Kunst“.