Bayerische Geschichte(n), 23/2014: Könige im Kinderzimmer
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie lange die beiden Kurprinzen die herrschaftliche Pose üben mussten, bevor sie um 1740 von George Desmarées als standesbewusste kleine Hoheiten gemalt wurden? Mit Harnisch, Degen und Feldherrenstab präsentiert sich der junge Maximilian Joseph kämpferisch. Als Kurfürst von Bayern war er allerdings mehr dem Musizieren als dem Krieg zugetan: Er spielte mit großer Fertigkeit die Gambe und gewann mit seinen Kompositionen sogar Musikwettbewerbe, bei denen er seine Werke – ganz der faire Sportsmann – anonym einreichte. Sein jüngerer Bruder Joseph Ludwig sollte die Herrschaft Maximilian III. Josephs nicht mehr erleben, er starb bereits im Alter von fünf Jahren.
Lange Zeit hätte wohl niemand gedacht, dass aus dem pausbackigen Vierjährigen mit dem Federball einmal der erste König Bayerns werden sollte. Für Maximilian Joseph, den jüngeren Sohn von Pfalzgraf Friedrich Michael, war eine militärische Karriere vorgesehen: Die Muskete, die Miniaturkanonen und Spielzeugsoldaten geben im 1760 entstandenen Gemälde von Georg Ziesenis einen Hinweis auf diese eigentlich geplante Zukunft. Aber nachdem sein älterer Bruder unerwartet starb, musste Maximilian Joseph die Nachfolge des kinderlosen Kurfürsten von Bayern, Karl Theodor, antreten. Es war Napoleon, der Bayern schließlich im Jahr 1806 vom Kurfürstentum zum Königreich erhob – der spielende Knabe von einst verkürzte seinen Namen zu Max I. Joseph und hatte es zum bayerischen König gebracht.
Auch ein Herrscher, mit dem kaum einer auf dem Thron gerechnet hätte: Prinzregent Luitpold, auf dem Porträt von Joseph Karl Stieler als schneidiger junger Artillerieoffizier dargestellt. Hätten Sie den späteren Prinzregenten erkannt? Die Aussichten des dritten Sohns von König Ludwig I. auf die bayerische Herrschaft waren äußerst gering. Vom Vater übernahm zunächst der älteste Bruder Maximilian die Königswürde und gab sie an seinen Sohn, den „Märchenkönig“ Ludwig II., weiter. Erst nach dessen Absetzung und tragischem Tod wurde Luitpold als stellvertretender Regent – da der eigentliche Thronfolger Otto geisteskrank und nicht regierungsfähig war – ins Amt berufen. Eine Position, die der volksnahe Herrscher mit großer Pflichttreue und einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit ausfüllte.
738 Jahre lang herrschten die Wittelsbacher ununterbrochen über Bayern und bestimmten die Geschicke des Landes noch weit über diese Zeit hinaus. Im von S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern herausgegebenen Buch „Die Wittelsbacher. Ein Jahrtausend in Bildern“ lassen sich nicht nur die teils erstaunlichen Karrieren der kleinen Hoheiten verfolgen: Der prächtige Bildband ermöglicht mit zahlreichen bislang unveröffentlichten Kunstschätzen einen Einblick in fast tausend Jahre Familiengeschichte.
Die opulente wie intime Bilderschau begeistert nicht nur die Presse (Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur), auch der Bayerische Rundfunk hat dem Prachtband und seinem Herausgeber Prinz Luitpold von Bayern einen Bericht gewidmet – nachzusehen in der Mediathek des BR.
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ISBN: 978-3-86222-136-3 €78,00