Bayerische Geschichten 16/2025: Bunt und schräg – München in den 80ern
Liebe Leserinnen und Leser,
Münchens 80er Jahre waren verrückt, durchgeknallt und vor allem: bunt. Seien es die Vielzahl an Blumen und Sträuchern auf der IGA im eigens dafür angelegten Westpark, die bunt bemalten Fassaden im zu Studentenwohnungen umfunktionierten Olympiadorf oder die Gemälde der Schwabinger Maler-Legende Alfred Darda – bunte Farben, wohin man blickt. Aber auch schwarze Tage brachten die 80er mit sich: Das Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980 ist bis heute der schwerste Terrorakt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland; gleich mehrere Flugzeugabstürze über dem Stadtgebiet machten den Bau des neuen Flughafens unvermeidbar und der Super-GAU von Tschernobyl hielt auch hierzulande die Bürger in Atem.
Als intimer Kenner der Münchner Gesellschaft war der Fotograf Heinz Gebhardt mit seiner Kamera immer ganz vorne mit dabei. Mit seinen brillanten Fotografien und spannenden Anekdoten erweckt er „Münchens verrückte 80er“ zu neuem Leben.

Volksschauspieler Walter Fitz war nicht nur optisch ein täuschend ähnliches Double von Franz Josef Strauß, er hatte auch eine sehr ähnliche Stimme und den gleichen Tonfall. Nach einem heftigen Politikerderblecken durch Walter Sedlmayr kam er mit einem weißen Hermelinmantel auf die Bühne, holte Franz Josef Strauß zu sich herauf und während diesem eine goldene Königskrone aufgesetzt wurde, rief er mit würdevoller Stimme in den Saal: „Und jetzt kröne ich dich im Namen des bayerischen Volkes, und erfülle damit seinen Willen, als Franz Josef I., König von Bayern!“ Das hatte es beim Politikerderblecken auf dem Nockherberg noch nie gegeben. „Im Publikum: die Bundesminister Genscher, Zimmermann, Lambsdorff, Engelhard und Ertl, die Präsidenten vermutlich sämtlicher bayerischer Kammern und Verbände, Ministerialdirektoren und -dirigenten noch und noch, überhaupt jeder Bayer, der leidlich hochgestellt ist und an dem fraglichen Vormittag abkömmlich war“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung über die „Wiedereinführung der Bayrischen Monarchie“ beim Starkbier-Anstich 1983.

Königlicher Staatsbesuch am 4. und 5. November 1987: Prinz Charles und Prinzessin Diana absolvierten in München ein 47-stündiges Mammutprogramm – aber nicht immer gemeinsam, was die Gerüchte über die Eheprobleme der Royals weiter schürte. Nebenerwerbslandwirt Prinz Charles besichtigte eine Tierbesamungsanlage in einer großen Schweinezucht, während Prinzessin Diana der Montessorischule in Großhadern und der „Schönen Münchnerin“ Helene Sedlmayr in der Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg einen Besuch abstattete. Am Abend waren sie im Nationaltheater dann wieder vereint. Die Protokollabteilung hatte für die britischen Royals ausgerechnet die Mozart-Oper „Hochzeit des Figaro“ ausgesucht: „Mozart geht immer“, haben sie sich gedacht, aber dass sich in dieser Oper ein blaublütiges Paar stundenlang streitet und hintergeht, wie die beiden Royals im richtigen Leben, war ihnen entgangen…

Zwischen dem 28. April und dem 9. Oktober 1983 war der neu angelegte, 72 Hektar große Westpark ein riesiges Blumen- und Blütenmeer auf der Internationalen Gartenbauausstellung IGA, die von elf Millionen Gästen aus aller Welt besucht, fotografiert und manchmal auch gemalt wurde. 5.000 Bäume und 100.000 Sträucher wurden damals neu gepflanzt und mehrere kleine Seen und Wasserläufe angelegt. So ist aus dem einstigen IGA-Gelände mit dem Westpark eine bedeutende Grünanlage für den Münchner Südwesten entstanden – mit einem Hauch von Asien: Die thailändische Sala, die nepalesische Pagode sowie der Chinesische und der Japanische Garten bilden ein echtes Asien-Ensemble und bringen ein kleines Stück des Fernen Ostens nach München. Was man nicht erwartet hatte: Drogenschmuggler wollten die Gelegenheit nutzen und einen gänzlich anderen Teil des Fernen Ostens nach München bringen. Beim Auspacken der Pagode, die 1983 gut verpackt in München eingetroffen war, fand man in der Holzverkleidung 400 Kilogramm geschmuggeltes Haschisch.
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ISBN: 978-3-86222-542-2 €29,90

