Bayerische Geschichte(n) 15/2011: Der Traum vom großen Zelt
Liebe Leserin, lieber Leser,
obwohl die „Fischer Vroni“ das kleinste der Wiesn-Zelte ist, gilt sie nicht zuletzt aufgrund ihrer Bühne in Schiffsform und des unverkennbaren Storchennests auf dem Dach als eine der originellsten Biertempel. Dessen Anfänge reichen ins Jahr 1914 zurück, als Karl und Philippine Winter die erste Fischgroßhandlung Münchens eröffneten. Von ihrer „Sendlinger Fischhalle“ in der Alramstraße aus belieferten sie die Kunden mit Handkarren. Ein paar Jahre später führten die Winters als Erste „Steckerlfische“ auf der Wiesn ein: Die auf Spießen über Holzkohle gegrillten ganzen Fische fanden reißenden Absatz. Daneben zogen sie zunächst mit einem Fischimbisswagen über kleinere Volksfeste.
Doch Karl Winter träumte von einem eigenen Wiesnzelt. Er sparte 20.000 Mark und beantragte damit die Konzession für die „Fischer Vroni“. So hatte eine kleinere Fischbude auf der Wiesn geheißen, die während des Zweiten Weltkriegs abgebrannt war und von Winter 1948 nach alten Fotografien wiedererrichtet wurde. Das war der Startschuss für das Festzelt „Fischer Vroni“, wie man es heute kennt.
Die „Vroni“ als typischer Familienbetrieb wurde von Generation zu Generation weitervererbt. Nach dem Tod von Karl Winter 1958 übernahm seine Frau Philippine zusammen mit den beiden Töchtern Eva und Anita das Zelt. Inzwischen wird es seit 2003 von Winters Enkel Hans Stadtmüller geführt. Während eines durchschnittlichen Wiesn-Tages werden dort etwa 1,2 Tonnen Fisch verspeist, etwa 19 Tonnen sind es insgesamt. Wenn Karl Winter das noch erlebt hätte …
Diese und weitere Begebenheiten, historische Infos und Anekdoten sowie die Geschichte aller großen Wiesn-Zelte sind nun in „Die Wiesn“ aus unserer Reihe München-Minis nachzulesen.