Bayerische Geschichte(n), 14/2016: Im Zeichen des Drachen

Drachenstich
Der 15 Meter lange und elf Tonnen schwere High-Tech-Drache ist der Star der Drachenfestspiele. (Foto: Andreas Mühlbauer, Furth im Wald)

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit mindestens 500 Jahren wird in Furth im Wald ein „Lindwurm“ gestochen. Der älteste schriftliche Nachweis für das Spektakel, das wohl seinen Ursprung in einem geistlichen Schauspiel während der Fronleichnamsprozession hat, findet sich im Further Ratsbuch von 1590. Die Tradition des Drachenstechens dürfte aber wohl noch weiter in die Vergangenheit zurückreichen. Die Further jedenfalls sind stolz darauf, dass ihr Drachenstich als ältestes Volksschauspiel Deutschlands gilt. Und wenn wie jedes Jahr im August die Drachenfestspiele stattfinden, dann steht das gerade einmal 9.000 Einwohner zählende Städtchen Kopf: Beim historischen Festzug können sage und schreibe 1.400 Mitwirkende in Originalkostümen und über 250 Pferde bewundert werden. Neben dem Schauspiel und dem Festumzug gibt es mittlerweile noch einen mittelalterlichen Turnierplatz und ein Kinderfest. Ab dem 5. August ist es wieder so weit.

Während der Festspiele verwandelt sich das kleine Städtchen in eine Freiluftarena. (Foto: Werner Schäfer)
Während der Festspiele verwandelt sich das kleine Städtchen in eine Freiluftarena. (Foto: Werner Schäfer)

Wer nicht Ritter oder Burgfräulein ist, der arbeitet vielleicht im Drachenmuseum, verkauft Mitbringsel wie Schwerter und Kränzchen für kleine Ritter und Burgfräulein im Souvenirladen oder „echt“ mittelalterliche Speisen am Straßenrand – oder aber er arbeitet als „Drachenbeauftragter“. Der Autor, Regisseur und Illustrator Daniel Stieglitz ist in der Nähe von Furth im Wald aufgewachsen. Als die Further im Jahr 2010 ihren High-Tech-Drachen in Betrieb nahmen, erfand er den Jungen Norwin, der von der Ostsee nach Furth im Wald ziehen muss, weil sein Vater dort für das grimmige Augenrollen, Maul-Aufreißen und Feuerspeien des Drachens zuständig ist. Der über 15 Meter lange Drache ist ein technisches Wunderwerk und gilt als größter vierbeiniger Laufroboter der Welt.

Daniel Stieglitz ließ sich vom Further Drachen zu einem spannenden Fantasy-Abenteuer inspirieren. (Foto: Volk Verlag) ist der weltweit größte Roboter auf vier Beinen. Hier mit dem Autor Daniel Stieglitz. (Foto: Volk Verlag)
Daniel Stieglitz ließ sich vom Further Drachen zu einem spannenden Fantasy-Abenteuer inspirieren. (Foto: Volk Verlag) ist der weltweit größte Roboter auf vier Beinen. Hier mit dem Autor Daniel Stieglitz. (Foto: Volk Verlag)

Während also sein Vater kurz vor dem Beginn der Festspiele in der „Drachenhöhle“ werkelt, muss Norwin das unglaublichste Abenteuer seines Lebens bestehen: „Drachen gibt’s nicht“ – davon ist Norwin noch felsenfest überzeugt, als er bei einem Schulausflug ein geheimnisvolles Ei findet. Allerdings muss er seine Meinung revidieren, als am nächsten Tag ein echsenartiges Wesen aus dem Ei schlüpft. Der kleine Drache wird von einer rätselhaften Krankheit befallen und obendrein nimmt ein skrupelloser Drachenjäger seine Spur auf… In den einsamen Waldgebieten des Bayerischen Waldes lassen sich aber bei Weitem nicht nur Drachen jagen: Es gibt auch Kunst und Kultur zu entdecken, Burgen und Schlösser, Kirchen und Klöster, urige Gasthäuser und Brauereien, altes Handwerk und Brauchtum.
„Drachen gibt’s nicht“ ist ein Fantasy-Abenteuer, das Daniel Stieglitz sich zusammen mit Axel Garbelmann ausgedacht hat. Werner Schäfer stellt in seinem Buch „Unbekannter Bayerischen Wald“ auch den Further Drachenstich und seine Geschichte vor.