Bayerische Geschichte(n), 12/2015: Ein hässliches Entlein, ein schöner Schwan und ein schwimmender Dackel
Liebe Leserin, lieber Leser,
es wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein: Der Märchenerzähler Hans Christian Andersen fährt in einem Ruderboot zur Roseninsel. Da schwimmt eine Entenfamilie vorbei und der Dichter erfindet spontan für den König, der ihn zu dieser Bootspartie eingeladen hat, ein Märchen von einem hässlichen Entlein, das sich in einen strahlend schönen Schwan verwandelt… Nein, diese Geschichte gehört natürlich selbst ins Reich der Märchen. Wahr ist aber, dass König Maximilian II. im Jahr 1859 den dänischen Schriftsteller zu Gast hatte und mit ihm die Roseninsel im Starnberger See besuchte.
Maximilian II. wäre viel lieber Professor geworden, anstatt als König zu regieren. Deshalb berief er regelmäßig gelehrte Zirkel an den Münchner Hof. Aber auch in zwangloser Atmosphäre, etwa beim Billardspiel, versammelte er gerne Professoren und Künstler, um sich mit ihnen auszutauschen und ihre Meinung einzuholen. In Feldafing am Starnberger See plante er den Bau eines Sommerschlosses, ein kleines „Casino“ auf der Roseninsel wurde als Teil der Gartenanlagen schon 1853 fertiggestellt. Was Hans Christian Andersen zum sommerlichen Refugium und dem herrlichen Rosengarten des Königs auf dem kleinen Inselchen gesagt hat, wissen wir nicht, wohl aber, dass er ihm auf der Bootsfahrt sein Märchen vom hässlichen Entlein vorgelesen hat, das allerdings bereits 1844 erstmals veröffentlicht worden war.
Hans Christian Andersen war bei Weitem nicht der einzige berühmte Besucher der Roseninsel. Auch Ludwig II., der Sohn von Maximilian II., liebte die Insel, er empfing hier die russische Zarin Maria Alexandrowna und Richard Wagner, außerdem traf er hier seine Cousine „Sisi“, die sich vom Feldafinger Ufer herüber rudern ließ. Heutzutage setzt ein Fährmann die Besucher auf seiner Plätte über. Ob auch das selbstgebaute Safttütenboot mit einem feschen Ludwig und einer eleganten Sisi im Papierspitzenuntersetzer-Kleid an Bord, der Dampfer mit Gummiband-Schaufel-Antrieb oder gar das winzige Rindenschiffchen sicher ans rund 200 Meter entfernte andere Ufer gelangen, muss man ausprobieren. Lilli, der Dackel des Fährmanns, würde es jedenfalls leicht schaffen.
Was Kinder auf fünf Etappen rund um den Starnberger See und bei einem Abstecher auf die Roseninsel entdecken, erleben und selber machen können, das verraten Susanna Partsch und Rosemarie Zacher in ihrem neuen Mitmach-Reiseführer „Komm mit um den Starnberger See“. Die Bastelanleitungen für die Boote und viele andere tolle Sachen finden sich auf den „Regenwetterseiten“.