Bayerische Geschichten 07/2025: Ein vergessenes Rittergeschlecht aus der Frühzeit der Wittelsbacher
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist, als hätte die Geschichte sie vergessen: die Herren von Löweneck, ein im späten 13. Jahrhundert im unteren Naabtal vor den Toren der besonders umkämpften Reichsstadt Regensburg ansässiges Rittergeschlecht. Einst einflussreiche Dienstmannen der Wittelsbacher, künden heute nur noch wenige Quellen von ihrer Existenz.
Der Historiker Prof. Dr. Alois Schmid beleuchtet in „Die Herren von Löweneck“ ihre beeindruckende Rolle bei der Festigung der wittelsbachischen Herrschaft in Bayern, untersucht ihren spektakulären Untergang und nimmt seine Leserschaft mit auf eine faszinierende Zeitreise in die Frühzeit der Wittelsbacher.

Unweit von Regensburg, in unmittelbarer Nähe des kleinen Dörfchens Penk, liegen in einem wenig zugänglichen Waldstück einige Steine verstreut. Sie sind alles, was von der einst bedeutsamen Burg Löweneck bis heute geblieben ist. Von den Anwohnern weiß kaum jemand um ihre Existenz, als Ausflugsziel ist sie völlig unbekannt und sogar in der Forschungsliteratur sucht man ihren Namen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – vergeblich. Dabei dürfte es sich um eine stattliche Befestigungsanlage gehandelt haben: Die früheste schriftliche Nennung in einer Herzogsurkunde der Wittelsbacher aus dem Jahr 1306 gebraucht für sie den Begriff „Veste“. Heute ist vom mittelalterlichen Baubestand neben einer Vertiefung, die die Position der ehemaligen Zisterne verrät, und einer Erhebung am Nordende, wo der Bergfried einst stand, kaum mehr etwas geblieben.

Eine Urkunde aus dem Jahr 1277 ist das älteste heute erhaltene Dokument, in dem der Name „von Löweneck“ erwähnt wird. In diesem Fall geht es um Hugo von Löweneck, den Spitzenahn der bekannten Familie, der dem St.-Katharinen-Spital in Regensburg „zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil“ acht Äcker und einen Wald überließ. Das an die Urkunde angehängte dreieckige Schildsiegel ist stark beschädigt und nur mehr schwer zu deuten. Erkennbar ist aber ein aufsteigender, rechtsblickender Löwe, der aus einem gegitterten Dreieck herausragt.

Anders als zu ihrer Zeit üblich, legten die Herren von Löweneck wenig Wert auf gute Beziehungen zu den umliegenden Klöstern. Ganz im Gegenteil: in den 1270er Jahren überfielen die Ritter aller Wahrscheinlichkeit nach das Kloster Pettendorf und zerstörten es vollkommen. Als Anfang des 14. Jahrhunderts sowohl vom neu gegründeten Kloster Pettendorf als auch vom Kloster Pielenhofen aus Beschwerden über die als Bedrohung wahrgenommenen Löwenecker an die Wittelsbacher herangetragen wurden, gerieten diese in den Fokus der Herzöge. Rasch wurde offenbar, dass die Ritter über die Jahre hinweg zusehends zu Raubrittern verkommen waren, die auch dem Handel im Naabtal schadeten – und die deshalb von den Wittelsbachern nicht länger geduldet werden konnten.
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ISBN: 978-3-86222-525-5 €15,00

