Bayerische Geschichte(n), 05/2014: Brotsuppe, Leberwürste und Schmalzküchl

Dienstboten
Die Dienstboten auf dem Ammerhof in Essenbach um 1910

Liebe Leserin, lieber Leser,

Anfang Februar, am Lichtmesstag, wurden in früheren Zeiten die Dienstboten ausbezahlt. Sie bekamen ihr Geld und das „Ausgemachte“: Die Bäuerin überreichte jedem der Knechte ein neues Hemd und den Mägden etwa einen Stoff, eine Schürze oder gleich ein neues „Gwand“. Wer die Dienststelle wechseln wollte, der ließ sich zum Lichtmesstag von seinem zukünftigen Bauern mit einem Pferdegespann abholen und packte seinen Schrank oder Koffer auf den Wagen. Und genauso kamen auch die neuen Arbeitskräfte auf den Hof. Manche Dienstboten hatten allerdings kaum mehr als eine alte Persilschachtel, in der sie ihre wenigen Habseligkeiten aufbewahrten. Natürlich wurde an Lichtmess auch etwas Besonderes gekocht, um bei den Neuankömmlingen einen guten Eindruck zu machen.

Fasching
Faschingskostüme um 1930

Aber nicht nur in kulinarischer Hinsicht war die Zeit um Lichtmess auf den großen Höfen etwas Besonderes. Bis Aschermittwoch dauerten die sogenannten „Schlankltage“: Weil es jetzt, am Ende des Winters, wenig zu tun gab, mussten die Dienstboten am „Irta“ und „Pfinsta“, also am Dienstag und am Donnerstag, nur vormittags die nötigsten Arbeiten in Haus und Hof verrichten, den Rest des Tages hatten sie frei. Wenn es eine lange Faschingszeit war, dann bedeutete das viele freie Nachmittage, die man sich mit Ratschen und Spielen vertrieb. An den Faschingstagen selbst verkleideten sich nicht nur die Kinder, auch die Knechte und Mägde gingen als „Maschgara“, also kostümiert, zum Tanzen – und natürlich auch zum Anbandeln. Höhepunkt dieser fröhlichen Zeit war dann der Faschingsdienstag: Da konnte sich das Gesinde über ein deftiges Festmahl freuen.

Ammerhof
Der Ammerhof und seine Bewohner im Jahr 1920

Maria Spanner, seit 1887 Bäuerin auf dem stattlichen Ammerhof in Essenbach bei Landshut, notierte in ihrem „Speisebuch“ alles, was es an Gepflogenheiten in dem großen bäuerlichen Haushalt zu beachten gab und was sie an besonderen Tagen für die „Leut“ auf den Tisch zu bringen hatte: „Wan man den Faschingstag hällt da hat man Mittags Brod sube und Leberwürscht dan Bacherne Knöl und gesodenes Rindfleisch und Schweinefleisch so viel sie mögen sonst nichts…“ Abends folgte ein weiteres üppiges Essen mit Schweinsfüßen, Braten und Kraut. Nicht zu vergessen natürlich die „Küchl“, das Schmalzgebäck, das unbedingt zum Fasching und zu allen Festtagen gehörte: „Dan bekommen die Mannsbilder 5 Ausdal Küchl und die Weibsbilder 8. Mit „Ausdal“ war der sogenannte „Austeil“ als Teil der Entlohnung gemeint: Die Dienstboten durften eine vertraglich festgelegte Menge von Schmalzküchl für ihre Angehörigen mit nach Hause nehmen.

Die BR-Journalistin Steffi Kammermeier schildert in ihrem sehr persönlichen Buch „Was hamma gessn?“ das bäuerliche Leben in alten Zeiten. Sie gestattet einen Blick in eine Welt, die es so nicht mehr gibt: in ein Bayern, das vom Kirchenjahr und vom Brauchtum geprägt war, von der Landarbeit und von der Versorgung einer großen Hofgemeinschaft mit mehreren Generationen und Gesinde unter einem Dach.