Bayerische Geschichte(n) 10/2010: Unbekanntes Flugobjekt über der Wiesn
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Menschenmenge auf dem Oktoberfest traute ihren Augen nicht: Hoch am Himmel näherte sich ein unbekanntes Flugobjekt mit atemberaubender Geschwindigkeit der Festwiese. Die Besucher blieben gebannt stehen und beobachteten mit einer Mischung aus Faszination und Schrecken das sich nähernde Gefährt. Wer steuerte dieses neuartige Fluggerät und was führte er wohl im Schilde? Eins war sicher, die Jubiläumswiesn 1910 wurde Zeuge einer Sensation …
Wenige Stunden vorher: Der Flugpionier Otto Lindpaintner bereitete sich auf seinen spektakulären Flugversuch mit dem Ziel Theresienwiese vor. Startpunkt war das Flugfeld Puchheim, das erst vor wenigen Monaten von der eigens ins Leben gerufenen „Akademie für Aviatik“ errichtet worden war und somit Bayerns ersten Flugplatz darstellte. Lindpaintner zeigte keine Nervosität, obwohl ein erster Versuch einige Tage zuvor bereits missglückte.
Doch dieses Mal ging alles gut. Auch die Wiesn-Besucher erholten sich schnell von dem anfänglichen Schrecken, winkten und jubelten Lindpaintner zu. Dieser setzte jedoch nicht, wie ursprünglich geplant, zur Landung auf der Theresienweise an. Schuld daran war angeblich die bestehende Lustbarkeitssteuer, die Lindpaintner fürchtete, im Falle einer Landung entrichten zu müssen. Für seinen aufsehenerregenden Flug über das Oktoberfest wurde Otto Lindpaintner vom Magistrat der Stadt München schließlich die „Silberne Oktoberfest-Medaille“ verliehen.
Von dieser und weiteren Begebenheiten erzählt „Flugfeld Puchheim. Bayerns erster Flugplatz“. Einmalige historische Aufnahmen aus den Kindertagen der bayerischen Flugfahrt erwecken diese aufregende Zeit wieder zum Leben, in der tollkühne Flugpioniere die Massen begeisterten.