PI: Gröbenzell in den Jahren 1933 bis 1945
Gröbenzell in den Jahren 1933 bis 1945
Die fünfteilige Siedlung im Nationalsozialismus
In München hatte die NSDAP nach Jahren der Stagnation und innerer Querelen in der Kommunalwahl 1929 wieder Tritt gefasst. Bei der Gründungsversammlung der NSDAP-Ortsgruppe in der Gröbenzeller Bahnhofwirtschaft im selben Jahr mussten die Hakenkreuzler allerdings noch „Überzeugungsarbeit“ der besonderen Art leisten: Weil keiner der Anwesenden freiwillig der Partei beitreten wollte, wurden sie handgreiflich und zwangen einige Arbeiter förmlich, sich aufnehmen zu lassen. Einem jungen Mann rissen sie beinahe die Joppe vom Leib und zerrten ihn mit Gewalt ins Nebenzimmer, um die „Aufnahme“ zu vollziehen. Schon ein Jahr später sollte sich Gröbenzell zur Hochburg der NSDAP im Brucker Land entwickelt haben.
Die Gründungsversammlung ist Ausgangspunkt für dieses Buch, das den Aufstieg der Nationalsozialisten am Beispiel Gröbenzell darstellt: Es schildert das Wachsen der Ortsgruppe, die Zeit der Machtübernahme, die Gleichschaltung der Vereine, die Verfolgung von Gegnern, die Praxis der Rassenpolitik – und schließlich die Befreiung durch die Amerikaner am 29. April 1945.
Der Gröbenzeller Kurt Lehnstaedt forscht seit mehr als zwanzig Jahren zur Geschichte seines Wohnorts während der NS-Zeit. Er sprach mit zahlreichen Zeitzeugen, recherchierte in Archiven und trug historisches Bildmaterial zusammen.