Bayerische Geschichte(n),11/2013: Da Summa is umma

 

„Da Summa ist umma“: Für den Almabtrieb binden die Bauern den Kühen Kronen, Kränze und Glocken um.
„Da Summa ist umma“: Für den Almabtrieb binden die Bauern den Kühen Kronen, Kränze und Glocken um.

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Ausflügler im Tegernseer Tal braucht man schon ein wenig Glück, wenn man die herausgeputzten Kühe und die Sennerinnen in ihren schönen Trachten sehen will, denn den genauen Zeitpunkt für den Almabtrieb findet man in keinem Veranstaltungskalender. Meist wird recht spontan entschieden, wann es Zeit ist heimzugehen: irgendwann in der zweiten Septemberhälfte, wenn nach einer kalten Nacht nasser Schnee und bleierner Nebel auf den Almweiden liegen. Da Summa is umma, der Bergsommer geht unwiderruflich seinem Ende zu. Nur wenn keine Kuh verunglückt ist und wenn niemand auf der Alm oder in der Familie ernstlich krank geworden ist, wenn also der Almsommer für Mensch und Vieh glücklich verlaufen ist, dann werden die Kühe für den Abstieg ins Tal mit Kronen und Kränzen prächtig geschmückt.

In dem Buch „Bayern genießen: Feste“ werden 50 Feste vorgestellt: vom Aperschnalzen (hier das Preisschnalzen im Rupertiwinkel) ...
In dem Buch „Bayern genießen: Feste“ werden 50 Feste vorgestellt: vom Aperschnalzen (hier das Preisschnalzen im Rupertiwinkel) …

Sind die Kühe wohlbehalten im heimischen Stall angekommen und ist die Ernte gut eingebracht, dann ist es bald Zeit für eine „Kirtahutschn“, wie es sie am Kirchweihmontag in Au bei Bad Aibling gibt. Früher wurde die Kirchweih in jedem Dorf am Sonntag vor oder nach dem Festtag des jeweiligen Namenspatrons der Kirche gefeiert. „A gescheida Kirta dauert Sunda, Moda und Irta, es kunnt se a schicka, glei gar bis zum Micka“, heißt es seit alters her. Weil die Landbevölkerung gerne auch in den umliegenden Dörfern mitfeierte, sah sich die Obrigkeit 1866 „wegen großem Übermaß und Unordnung im Zehren an den Kirchweihtägen“ gezwungen, für alle Feiern einen zentralen Termin am dritten Sonntag im Oktober festzulegen – der Volksmund machte daraus die „Allerweltkirta“. Das Dörfchen Au ist eines von vielen in Bayern, in denen man seit einigen Jahren wieder am „Kirtamontag“ feiert.

... bis zum Hofer „Nationalfeiertag“, dem Schlappentag, bei dem auch regionale Spezialitäten nicht fehlen dürfen.
… bis zum Hofer „Nationalfeiertag“, dem Schlappentag, bei dem auch regionale Spezialitäten nicht fehlen dürfen.

Auch im niederbayerischen Hellring wird noch heute bis zum Montag gefeiert. Die Hellringer Kirchweih beginnt allerdings schon am Freitag und findet auch schon am zweiten Oktoberwochenende statt. Seit 750 Jahren kommen die Pilger in das kleine Dorf zur Wallfahrtskirche Sankt Ottilia, wo man in einem Brunnen Wasser schöpfen kann, das gegen Augenleiden hilft. Am großen Wallfahrerwochenende aber pilgern die meisten Gäste lieber in die Wirtschaften als zum Reliquienbrunnen und hoffen auf die Wirkung der eher weltlichen Genüsse wie Gänsebraten und Rehragout. Der Almabtrieb im Tegernseer Tal, das Auer Kirtafest und die Hellringer Kirchweih sind nur drei der insgesamt fünfzig Feste im Jahreskreis, die der bekannte BR-Journalist Gerald Huber mit seinem Autorenteam in dem Buch „Bayern genießen – Feste“ vorstellt.