PI: Rausch und Völlerei

Rausch und Völlerei

Oskar Maria Graf, dieser scharfsinnige Schriftsteller mit der famosen Beobachtungsgabe, inszenierte sich mit Vorliebe als bayerischer Naturbursch, als sinnlich-vitaler Kraftlackl. Und folgerichtig erhebt er in seinen Texten immer dann am eindrucksvollsten seine Stimme, wenn der Mensch ganz Körper, ganz begieriger, ungebremster Genuss wird: beim Essen und Trinken. In Grafs Welt wird eher gesoffen statt getrunken, da gibt es Bier statt Schampus, Würste statt Austern und manchmal wird auch auf den Boden gespuckt.

Graf bittet zu Tisch und serviert Anekdoten, Satiren, Schnurren, auch autobiografische Texte, in denen Bayern – und die Welt – mit allen regionalen Eigenheiten bis auf die Knochen abgefieselt und dabei kunstvoll derbleckt wird. Essen und Trinken öffnen Graf als literarische Motive ein schier unermessliches Feld. Hier bilden Tischkultur und Kochkunst, Rausch und Völlerei den Zustand der Gesellschaft, das soziale Gefüge und auch die politische Situation ab. So liest sich beispielsweise die Begegnung Grafs mit Hitler Anfang der 1920er Jahre in einer verräucherten Schwabinger Garküche höchst unterhaltsam, aber doch mit einiger gebotener Beklemmung: Die Boheme genießt Schmalznudeln, während die Nazis bereits die Messer wetzen.

Waldemar Fromm und Wolfgang Görl, beide im Vorstand der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft, setzen dem Schriftsteller ein besonderes Denkmal: 18 ausgewählte Texte rund ums Essen und Trinken – und ein Gedicht mit schlechtem Diät-Gewissen – sind erstmals in einem Band versammelt. Der Künstler Peter Engel hat dazu Grafs Tonfall mit feinem Strich in geradezu genialen Federzeichnungen eingefangen.

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