Bayerische Geschichte(n) 04/2011: Vom weiß-blauen Aushängeschild zur Zockerbude

Liebe Leserin, lieber Leser,
„Gas geben“ – so lautet der Ratschlag des bayerischen Finanzministers Kurt Faltlhauser. Man schreibt das Jahr 2006, kurz vor Weihnachten: Bayerische Spitzenpolitiker, darunter Ministerpräsident Stoiber, stehen bei einem Glas Sekt beisammen. Man feiert den Geburtstag Rudolf Hanischs, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank. Als die Rede auf den Kauf der österreichischen Bank Hypo Group Alpe Adria kommt, stößt Faltlhauser mit seiner Forderung bei Werner Schmidt, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, auf offene Ohren. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
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Dass die Übernahme der BAWAG-Bank wenige Tage zuvor gescheitert ist, sorgt immer noch für Unmut. Denn: Die BayernLB soll in der Liga der „Global Player“ mitspielen. Dass die Kärntner Bank zu diesem Zeitpunkt bereits für ihre Skandale bekannt ist, spielt keine Rolle. Die Kaufverhandlungen verlaufen problemlos: Warnungen werden ignoriert, Bankexperten bleiben bei den Kaufverhandlungen außen vor und die von der BayernLB gebotene Summe übertrifft die Erwartungen der HGAA bei Weitem.
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2009 ist der Traum vom großen Deal endgültig vorbei: Georg Fahrenschon, neuer bayerischer Finanzminister, muss das marode Kärtner Bankhaus für einen symbolischen Euro an den österreichischen Staat verkaufen. Der größte Bankenskandal in der Geschichte Bayerns ist perfekt – das Abenteuer HGAA kostet die BayernLB bislang 3,75 Milliarden Euro. Christoph Rabenstein geht in „Der große Deal“ den Ereignissen rund um den Kauf der HGAA auf den Grund, schildert den genauen Ablauf und spürt den Schuldigen am Milliardenverlust nach.